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19.10.2010
Mexiko ist jetzt nicht unbedingt das Land, das einem als erstes einfällt, wendet man sich dem Thema „Eishockey" zu. Dabei haben die Mittelamerikaner inzwischen sogar so etwas wie eine gewisse Tradition in dieser Sportart entwickelt. Und: Sie stellen die drittstärkste Nationalmannschaft des amerikanischen Doppelkontinents! Gut, das kommt jetzt wieder so überraschend nicht, schließlich gibt es auf der anderen Seite des großen Teichs überhaupt nur drei Länder, die Nationalteams stellen. Aber immerhin. Auf das Thema bin ich tatsächlich nur gestoßen wegen eines Kommentars im letzten Ticker vom Sonntag (und, ja, ich lese die Kommentare, auch wenn ich es nicht immer zeitnah schaffe, hinterher auf jeden Fall, das lasse ich mir doch nicht entgehen! Auch wenn die jetzt nicht immer so ergiebig sein mögen, wenn beispielsweise Bello wieder seine Monologe hält), als Leser EHC_Alex66 sich so meldete: „Schöne Grüße an alle Eishockeyverrückten in Deutschland, aus einem Land ohne Eishockey (Mexico)!" Im Rahmen meiner Vorbereitungen auf die letzte B-WM, bei der Deutschland mitspielte, ein düsteres Kapitel, wie es überhaupt dazu kam, soll an dieser Stelle nicht weiter vertieft werden, stolperte ich damals über Mexiko als Eishockeynation. Es kam ja auch prompt der Hinweis im Ticker von cookieKEVler, dass „Mexico sogar ne Nati [hat] .... und seit 2000 Division 2 Gruppe 2 [ist]". Und eigentlich wollte ich nur noch mal nachschauen, wie es denn so ums mexikanische Eishockey stünde. Schon war ich mitten im Thema. Ich kann schon mal vorwegschicken, dass es gar nicht so einfach ist, in dieser Beziehung etwas herauszufinden. Seriöse Quellen sind dünn gesät, es gibt zwar einen mexikanischen Eishockeyverband, die „Federacion Deportiva de Mexico de Hockey sobre Hielo", aber mehr als eine email-Adresse war nicht aufzuspüren. Und je tiefer man in die Materie einsteigen will, desto obskurer werden die Quellen. Ich gebe zu, nicht nur einmal gedacht zu haben, dass es sich bei der Geschichte, die nun folgt, um einen Fake handelt. Zunächst die verbürgten Fakten, wie sie sich auf der Seite des internationalen Eishockeyverbandes iihf wiederfinden lassen. Die erste nationale Meisterschaft wurde im Jahre 1989 ausgespielt, eine Nationalmannschaft gibt es seit dem Jahre 2000. Seitdem nimmt man regelmäßig an C- bzw. D-Weltmeisterschaften teil. Anfangs ging es für Mexiko rauf und runter, in den letzten Jahren konnte man sich jedoch in Division II, bei besagten C-Weltmeisterschaften, etablieren, aktuell steht die Mannschaft auf Platz 32 der Weltrangliste. Neu war mir, an dieser Stelle beziehe ich mich wieder auf den Artikel auf der iihf-Seite, dass eine halbprofessionelle Liga in Planung war, genannt Mexican Hockey Elite League, die im Oktober 2010 an den Start gehen sollte. Allein dieses „sollte" macht vielleicht deutlich, wie schwierig es ist, mehr darüber herauszufinden. Angeblich war der Ligastart für den 2. Oktober vorgesehen. Ob er allerdings tatsächlich stattgefunden hat, war mir bislang nicht möglich zu eruieren. Aber ich sitze dran. An anderer Stelle wird nämlich als möglicher Starttermin auch der November 2011 genannt. Zur Liga: Vorgesehen war bzw. ist eine Meisterschaft, bei der im Premierenjahr vier Mannschaften an den Start gehen soll(t)en. Wie es bei der iihf so schön heißt, mit traditionellen mexikanischen Namen wie den Aztec Eagle Warriors, Mayan Astronomers, Zapotec Totems und den Teotihuacan Priest. Für den letztgenannten Club gibt es auch noch eine zweite Schreibweise, spanischsprachige Seiten sprechen von den Teotihuacan Pridsts, vielleicht ist da auch das letzte Wörtchen noch nicht gesprochen. Ursprünglich sollten sich die Namen wohl stärker an der prä-hispanischen Kultur des Landes orientieren, doch Marketing-Experten rieten zu einer Veramerikanisierung der Clubbezeichnungen, eine Maßnahme, für die man im Land von Ice Tigers, Freezers und Scorpions sicherlich einigermaßen Verständnis aufbringen wird. Wie füllt man jetzt diese Mannschaften mit Personal? Alle interessierten Spieler wurden aufgefordert, sich bei der Liga zu registrieren. Ein paar persönliche Angabe wie Name, Alter, wie lange spielt man schon Eishockey, sollten dazu genügen. Von einer Expertenkommission sollten Akteure in drei Kategorien eingestuft werden, bevor sie so auf die vier Teams aufgeteilt werden, dass keinem ein Wettbewerbsnachteil entstehen würde. Es handelt sich also durchaus um ein durchdachtes Draft-System. Spieler der Kategorie A (Topspieler/Nationalmannschaftsakteure), Kategorie B (ehemalige Nationalmannschaftsspieler/ehemalige Spieler), Kategorie C (Nachwuchs). Modus Und der ist nicht ganz uninteressant, führt man sich das Sommertheater in der DEL vor Augen, wer weiß schon, was die Zukunft bringt? Die vier Mannschaften sollen eine Doppelrunde ausspielten, so dass jede Mannschaft auf 12 regular-season-Spiele kommt. Die erstplatzierte Mannschaft qualifiziert sich automatisch für das Finale, Platz 2 und 3 tragen Pre-Playoffs aus um den Finaleinzug (beides Best of three). Ab dem zweiten Jahr sollten auch ausländische Spieler Zugang zur Liga erhalten. Zukunft Angedacht ist eine Vergrößerung der Liga über die folgenden Jahre. Man hofft darauf, die LME jährlich um eine oder zwei Mannschaften ausbauen zu können. Das Medieninteresse scheint so ganz gering nicht zu sein: Nationaltrainer und Verbandspräsident in Personalunion (!) Joaquin de la Garma wird mit den Worten zitiert: „Wir hatten bei den Drafts alle mexikanischen Medien zu Gast und ich nutzte die Gelegenheit, einen Vertrag mit dem mexikanischen Fernsehen zu unterzeichnen, damit sämtliche Partien live übertragen werden". Das sind Zustände! Angestrebt werde eine Liga mit 12 Mannschaften. Wie gesagt: Der 2. Oktober ist Geschichte. Theoretisch müsste die Liga begonnen haben. Theoretisch hätte EHC_Alex66 die Möglichkeit, ein wenig Stadionhopping zu betreiben, wenn auch auf Sparflamme, da alle Spiele im selben Stadion in Mexico-City ausgetragen werden sollen. Aber wie auch gesagt: OB die Liga begonnen hat, war mir nicht möglich herauszufinden. Die Teotihuacan Pridsts könnten schon seit drei Wochen ungeschlagen, unangefochtener Tabellenführer sein. Und Nationalsmannschaftskapitän und First-Round-Pick Fernando Ugarte ist der unangefochtene Topscorer der Liga. Wer weiß? Oder vielleicht ist alles nur ein Hirngespinst geblieben? Jedenfalls ist meine Neugier geweckt. Ich werde auf jeden Fall versuchen dranzubleiben. Und wer Ergebnisse herausfindet: Ich wäre dankbar. Hier noch wie versprochenen die Drittelstatistiken: (Als Erläuterung zu den Punkten: Wer das Drittel gewinnt, bekommt drei Punkte, bei Remis wird beiden Mannschaften je ein Punkt angerechnet.) 1. Drittel
Interessant sind vor allem die Extrempostionen. Krefeld und Wolfsburg als gute Starter lassen sich festhalten, und dass der IEC große Schwierigkeiten hat, in die Spiele zu kommen. Die Zahlen legen nahe, dass die Roosters das erste Drittel regelmäßig verpennen.
2. Drittel
3. Drittel Bei den Zahlen zum Schlussdrittel ist auffällig, wie schlecht der ERC abschneidet, der in den letzten 20 Minuten offensichtlich wenig zuzusetzen hat. Angesichts der Tabellenkonstellation könnte man da fast Konditionsmängel vermuten. Nicht viel besser sieht es bei den Pinguinen aus. Das kann ähnlich Gründe haben, könnte aber beispielsweise auch dran liegen, siehe wieder die Tabelle, dass deer KEV im Schlussdrittel häufig gar nicht soviel nachlegen muss.
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